Dieser Blogeintrag wurde mit freundlicher Genehmigung aus dem englischen übersetzt und hier erneut veröffentlicht.
Ich hab bereits alles gehört. „Du wusstest, worauf Du Dich einlässt.“ „Du wolltest einfach nur Dein Baby töten.“ „Wenn Du nicht gefesselt warst, dann hast Du Dir selbst die Schuld zuzuschreiben.“ „Du wolltest diese Abtreibung.“
Es ist erstaunlich leicht, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Es ermöglicht dir, dich von Emotionen und dem Verständnis für andere zu distanzieren. Du kannst dich in einer Echokammer gut verstecken, wenn du denkst, alles zu wissen und für jeden sprechen zu können. Die Erinnerung an die Nacht, in der ich meinem Vater und meiner Stiefmutter erzählte, dass ich schwanger bin, ist so klar, als wäre es gestern gewesen. Wie abrupt ich damit herausgeplatzt bin, dass ich schwanger bin. Der langsame, ruhige Gang meines Vaters nachdem er seine Aktentasche abgestellt hatte, und in sein Schlagzimmer ging.
Jeder Mensch hat so eine gewisse Art, wenn er wütend ist. Einen Tick. Seine Art war unheimlich und machte mir jedes Mal Gänsehaut. Er verschränkte seine Arme, erinnerte sich aber als Psychiater dann daran, dass das defensiv war und stemmte seine Hände in die Hüfte. Dann lachte er leise und mit einem höhnischen Grinsen. Ein unangenehmes, leises Lachen, das dir das Gefühl gab, wertlos zu sein. Ich wünschte mir jedes Mal unsichtbar zu sein.
Er fragte mich, was ich vorhatte, obwohl diese Frage natürlich nur rhetorisch war. Beinahe emotionslos, als würde die Welt aufhören sich zu drehen, wenn ich Gefühle zuließ, sagte ich, dass ich es behalten würde. Seine Antwort und die seiner Frau war vollkommen klar…es würde kein Baby geben. Sie wiederholten, was für ein Versager ich wäre (und nachdem ich ja schon einer war, konnten wir nicht noch einen mehr ertragen), und wenn ich mich trauen würde, das Kind zu kriegen, könnte ich Gift drauf nehmen, danach obdachlos zu sein. Ich bot ihnen an, das Kind zur Adoption freizugeben, was mit einem müden Schulterzucken abgetan wurde. Eines der größten Probleme dabei war nicht nur die fehlende Liebe, die man von werdenden Großeltern eigentlich erwartet, sondern das fehlende Wissen, dass ich eine Wahl hatte. Es ist sehr einfach Frauen zu sagen, dass sie es besser hätten wissen müssen, weil es dich von jeglichem Nachdenken befreit. Ironischerweise unterstützt es auch die Abtreibungsindustrie, genau wie meine abtreibungsbefürwortenden Eltern, weil es dazu beiträgt, deine Person und deine Seele zu zerstören. Man kann nicht über die Manipulation und Lügen dieser barbarischen Industrie sprechen, die Abtreibung heißt und dann so tun, als wären die Frauen auf der ganzen Welt nicht Opfer dieser Lügen.
Ich wurde gezwungen, einen Termin zur Abtreibung zu machen.
Weder Zuhause noch in der Schule noch bei Freunden wurde jemals erwähnt, dass es auch außerhalb von „Planned Parenthood“ [Anm. d. Red.: kurz PP, amerikanische Non-Profit-Organisation, Pendant von Pro Familia in Deutschland] Hilfsangebote gibt. PP war die einzige Möglichkeit. Erst Jahre später bekam ich eine Idee davon, was eine Schwangerschaftsberatung eigentlich ist. Oft bekomme ich zu hören: „Du hattest Zugang zum Internet, Du hättest nachschauen können“. Das setzt voraus, dass jede Person, die mit Angst und Schock konfrontiert wird und ihr Leben wie gelähmt hinter sich lässt, die Sensibilität und Rationalität hat, das zu tun, was sie noch nie vorher getan hat. Ich hatte nicht nur Angst vor der Schwangerschaft, ich hatte Angst davor, es jemandem zu sagen. Ich war überzeugt davon, dass meine Mutter mich hassen würde (jetzt weiß ich, dass sie unsere Rettung gewesen wäre) und konnte kaum jemandem in die Augen sehen, den ich kannte, vor lauter Scham, die auf mir lastete.
Ich wurde gezwungen, einen Termin zur Abtreibung zu machen. Ich rief an, um den ersten Termin abzusagen, nur um dann mit noch mehr Angst konfrontiert zu wären, wenn ich nicht endlich hingehen würde. Die erste Stelle von PP zu der ich ging, führte keine Abtreibungen durch, man ging nur hin, um die Schwangerschaft bestätigen zu lassen (vielleicht auch, um beraten zu werden, aber davon wusste ich nichts) und wurde dann an die richtige Einrichtung verwiesen. Die Frau, die den Ultraschall machte, war still. Nach einer Weile fragte ich sie, ob ich auf den Bildschirm sehen dürfte, und sie erwiderte beiläufig, dass sie mir das Bild nicht zeigen dürfte, man aber sowieso nichts sehen könnte. Ich war in der achten oder neunten Woche. In unserem Leben wird uns immer wieder beigebracht, bestimmten Menschen zu vertrauen, auch wenn diese Aussage unsere Eltern nicht gut durchdacht ist. „Vertraue Erwachsenen, vertraue Ärzten, vertrau der Polizei, vertrau Deinen Lehrern.“
Nach allem, was mir von Erwachsenen, Lehrern und Ärzten beigebracht wurde, arbeitete diese Frau im medizinischen Bereich und ich war ein dummes, gerade mal 16-jähriges Mädchen. Ich kam in der Schule gerade so durch und konnte meine Eltern nicht stolz machen. Ich war aufmüpfig. Ich war das klassische Problemkind. Das einzige was ich wollte, war ein einziges Mal das schlaue Kind zu sein und das konnte ich erreichen, indem ich auf eine Frau hörte, die offensichtlich weit mehr wusste als ich.
Jahre später fand ich heraus, dass die Frau jedes Kästchen abhakt hatte, die Kästchen, die bestätigten, dass ich das Ultraschallbild sehen wollte, es mir gezeigt und als Foto mitgegeben wurde.
„Du hast eine Wahl“
Der Termin für meine Abtreibung wurde für die nächste Woche in einer PP-Stelle in Denver festgelegt. Der einzige ungenaue Teil meines Zeugnisses ist die Autofahrt zur Klinik. Ich erinnere mich aber ganz deutlich an die 15 Sekunden während wir zur Klinik abbogen, ich starrte aus dem Fenster und fühlte mich taub, aber an den Morgen erinnere ich mich nicht. Als wir aus dem Auto ausstiegen, wurde mein Vater zum menschlichen Schutzschild für einen einzigen „Demonstranten“. Ein Mann, der vielleicht zwischen 65 und 70 Jahre alt war. Ein Mann, der ein Herz-Jesu-Bild hielt und mein Kind und mich einfach mit Liebe umgeben wollte.
Nach fast zwölf Jahren kann ich sein Gesicht noch immer nicht vergessen. Ich erinnere mich an seine Augen und ihre Verzweiflung. Ich erinnere mich daran, dass er niemand anderen, nur mich angesehen hat. Ich erinnere mich an seinen Gang und wie er dabei humpelte. Ich erinnere mich an seine Stimme. „Du hast eine Wahl“
Das war alles, was er sagte, weil er von meinem Vater unterbrochen wurde, der seinen „Tick“ hervorholte. Mit leisem Spott und einer sehr bestimmten Haltung antwortete er: „Man hat immer eine Wahl“, während er mich hastig durch das schwarze Tor zum Eingang schob. Die Ironie ist ohrenbetäubend.
Das Gebäude war nicht das typische PP-Gebäude. Von außen sah es aus wie ein altes Bauernhaus, vollkommen verdeckt von Bäumen vor dem hektischen Stadtrand von Denver. Kein Wunder, dass es eines der wenigen ist, das abgerissen wurde, um das monströse PP-Hotel zu bauen, das jetzt mit seinen einladenden 2,5m hohen, schwarzen Zäunen in Quebec steht. Als wir hereinkamen, wurden wir von einer unglücklichen, altmodischen Frau hinter einer dicken Glasscheibe begrüßt, in einem Raum, der kaum größer war als 1,5 auf 1,5 Meter. Sie teilte uns die Höhe der Kosten mit (350 Dollar) und nachdem wir ihr durch einen kleinen Schlitz das Geld gegeben hatten, sagte sie uns, dass sie kein Geld zurückerstatten könnten, falls ich meine Meinung ändern würde. Ich kann nur betonen, wie sehr das, neben all meinem Versagen, noch zu der tonnenschweren Scham, die auf meinen Schultern lastete, beitrug. Ein wertloses Kind, das jetzt noch mehr gedemütigt ist und auch noch andere dafür verantwortlich macht, dass ihr Vater dieses Geld bezahlt hatte.
Wir setzten uns ins Wartezimmer mit den Unterlagen, die mir gegeben wurden. Standardfragen über meine Familiengeschichte, ob ich Allergien hätte, wann ich das letzte Mal Sex hatte, ob ich die Pille nahm, usw. Es gab sogar einen optionalen Teil, in dem ich gefragt wurde, warum wir uns für eine Abtreibung entschieden hatten. Ich erinnere mich, dass es sich so anfühlte, als würde ich jemand anderem dabei zusehen, wie er mein Leben lebt; wie ich Kästchen abhakte und aufschrieb, dass ich meine Schwangerschaft behalten wollte. Ich dachte nie, dass sich dadurch alles verändern würde, aber ich hielt mich an der leisesten Hoffnung fest, dass sich wenigstens etwas ändern würde.
Nachdem ich aufgerufen wurde zu meiner „Beratung“, wurde ich in ein kleines Bad zwischen Wartezimmer und Pausenraum gebracht. Meine Beratung bestand aus einer alten, zwitschernden Frau, die mir sagte, dass ich das Prozedere entweder hier und heute in der Klinik haben oder mit einer Abtreibungspille nach Hause gehen könnte. Ich kam zu dem schnellen Entschluss, dass ich eh alles vermasselt hatte und ich diesen Teil meines Lebens beenden musste, und dass ich alles ruinieren würde, wenn ich es zuhause versuchen würde. Deshalb entschied ich mich für die Behandlung vor Ort. Damit endete meine Beratung. Als ich endlich wieder aufgerufen wurde, machte ich mich von der Hüfte abwärts frei und setzte mich auf den Behandlungstisch. Ich sah keine einzige Person zweimal und habe denjenigen, der die Behandlung vorgenommen hat, nie getroffen. Nachdem die Medikamente, die mich betäuben sollten, verabreicht wurden, öffnete eine Frau die Tür und fragte, ob drei Medizinstudenten, beim Vorgang dabei sein könnten. Während ich da lag, meine Beine in den Schlaufen und der intimste Teil meines Körpers offen sichtbar für alle, führte sie sie herein, noch bevor ich antworten konnte. Ich verlor das Bewusstsein und spürte den intensivsten, unerträglichsten Schmerz meines ganzen Lebens. Ich weiß, dass ich anfing zu schreien, weil es in meinen Ohren nachhallte, dann wurde meine Welt schwarz.
„Eine der Frauen hat es mir gezeigt, da war eine Hand/ein Fuß“. Kurz darauf erwachte ich in einem Nebel und eine Frau half mir in einen Rollstuhl. Ich wurde in den Aufwachraum gebracht und es war, als wäre nichts gewesen, fast. Als ich dort saß mit meinen Crackern und einer Flasche Saft, hörte ich zwei der Medizinstudenten reden, während sie darauf warteten, nach Hause gehen zu dürfen. Die Worte von einem der beiden Mädchen waren so deutlich, aber es war als würde ich träumen. Erst Jahre später realisierte ich deren Genauigkeit und Ehrlichkeit. „Eine der Frauen hat es mir gezeigt, da war eine Hand/ein Fuß“. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich mich übergeben, wegrennen und um Vergebung bitten wollte, aber es war nichts mehr geblieben in meiner Seele. Ich war die Verkörperung von Leere, in jeder Hinsicht.
Als es an der Zeit war, zu gehen, wurde mir eine braune Tüte mit einem Flyer und einem kostenlosen Päckchen der Pille für einen Monat mitgegeben. Was für ein Glück ich hatte, dass man sich so gut um mich kümmerte. Zwei Wochen lang tat ich nichts anderes, als zu schlafen und ab und an zur Schule zu gehen. Nachdem meine Einsamkeit und innere Leere allmählich nachließen, füllte sich die Lücke mit purem Hass und Wut. Ich hasste die Welt, mich selbst und alle anderen. Ich provozierte Streitereien und sagte Dinge, die ich nie mehr zurücknehmen kann. Ich schärte mich um nichts. Von einer Beziehung zu einem Vergewaltiger und diagnostiziertem Soziopath, bis hin zu endlosem Kokain-Konsum und Drogenmissbrauch, redete ich mir mit minimalem Aufwand ein, dass meine Abtreibung das Beste war, das mir hätte passieren können. Ohne sie hätte ich nicht mit jedem vögeln und mir die Seele aus dem Leib feiern können. Ohne sie, hätte ich keine leidenschaftliche Liberale sein können, die alle mit einer Bibel aufforderte, die Klappe zu halten und sich von dem was ich für meinen Körper und mein Leben wollte, fernzuhalten und so meinen Vater stolz zu machen. Ich wurde wiedergeboren im Hass, es war die größte Verteidigungs- und Selbsterhaltungsstrategie meines Lebens.
Mit 19 wurde ich schwanger von eben diesem Katholiken. Ich dachte nie an Abtreibung; Ich war glücklich mit ihm, obwohl wir so viele Unstimmigkeiten hatten.
Fast vier Jahre lang hetzte ich gegen die Abtreibungsgegner. Die ekelhaften, selbstgefälligen Frömmler, die es sich anmaßten, das Recht einer Frau auf ihren Körper infrage zu stellen. Die abscheulichen Christen, die eine Frau zwingen wollte, das Kind einer Vergewaltigung zu behalten, das sie über kurz oder lang sowieso hassen würde. Ich hatte keine Angst und niemand konnte mich stoppen. Nicht mal mein neuer, katholischer Freund und seine Freunde, die versuchten, sachliche Diskussionen zu führen. Man konnte es ihnen einfach nicht erklären. Sie konnten es einfach nicht verstehen. Sie waren am Ende doch nur Männer, was konnten sie schon wissen? Natürlich… der größte Witz war nicht, was konnten sie wissen, sondern was konnte ich nicht?
Mit 19 wurde ich schwanger von eben diesem Katholiken. Ich dachte nie an Abtreibung; Ich war glücklich mit ihm, obwohl wir so viele Unstimmigkeiten hatten. Als ich meinem Vater die Wahrheit sagte, kamen dieses leise Lachen und die verschränkten Arme zurück, während mein Freund und ich im Keller saßen. „Und warum ist Abtreibung keine Frage?“ Ich hatte wirklich keine Antwort, und noch bevor wir antworten konnten, sagte mein Vater frei heraus, dass eine Abtreibung das Selbstloseste wäre, das wir tun könnten. Wie er mir Jahre vorher prophezeit hatte, wurde ich von zuhause rausgeschmissen. Ich lebte erst kurze Zeit in meinem Auto, bis mein Freund einen Platz für mich gefunden hatte. Ich kam bei einem alten Schulfreund unter, bis wir kurz danach eine eigene Wohnung mieteten.
Ich rief einen örtlichen Frauenarzt an und machte einen Termin für die achte Woche. Mir wurde gesagt, dass es wichtig sei, sehr früh einen Termin zu machen und ich erinnere mich, dass ich dachte, wie albern das sei. Ich hatte nie die Frau von PP vergessen und ihre Stimme, die mir sagte, man könne nichts sehen. Die Frauenärztin bereitete mich vor und richtete alles ein, um den Fötus auf dem Monitor zu sehen.
Das hier war kein schäbiger, kleiner und dunkler Raum wie beim ersten Mal. Der Monitor war so groß wie ein Fernseher, den ich auch aus einiger Entfernung deutlich sehen konnte. Nach ein paar Minuten hörte sie auf und drehte die Lautstärke auf…für den Herzschlag. Ein starker, gesunder Herzschlag von 160. Alles um mich rum verschwamm, während ich auf den kleinsten Menschen, den ich je gesehen hatte, starrte. Dieser große Kopf und der kleine Körper mit Beulen für Arme und Beine, der völlig sorglos herumzappelte.
Nach meinem Kontrolltermin und Ultraschall in der zwölften Woche, kam der Stein ins Rollen. Ich hatte eine Depression, die anders war, als alles, was ich je erlebt hatte. Man müsste meinen, dass sich sofort alles änderte, weil ich merkte, wie meine Psyche zerbrach und alles um mich herum in sich zusammenfiel, aber das Nichtwahrhabenwollen ist stark. Wenn Du wirklich glaubst, dass alle Frauen glücklich abtreiben und wissen, was sie da tun, dann lebst Du mit dem gleichen Nichtwahrhabenwollen wie wir. Es ist erstaunlich, was wir uns alles einreden können. Ich hatte hier zwar gerade einen lebenden Menschen gesehen, der wuchs, sich bewegte und einen unglaublichen Herzschlag hatte, und befürwortete Abtreibungen dennoch überzeugter denn je. Während wir an diesem Abend auf der Terrasse seiner Oma saßen, erzählte ich meinem Freund (der jetzt mein Mann ist) sogar, dass ich dort sofort eine Abtreibung hätte haben und er mich nicht hätte abhalten können. Wenn ich nur selbst ohne Wenn und Aber auf das Recht auf Abtreibung bestehen konnte, spielte alles andere keine Rolle. Glücklicherweise bröckelte mein Wunsch blind zu bleiben, und ich konnte nichts dagegen tun.
Nach meinem Kontrolltermin und Ultraschall in der zwölften Woche, kam der Stein ins Rollen. Ich hatte eine Depression, die anders war, als alles, was ich je erlebt hatte. Nach meiner Abtreibung war ich in der Lage, mich selbst davon zu überzeugen, dass ich das alles gewollt hatte und das nichts Schlimmes passiert war. Nachdem ich das Leben gesehen hatte, das ich jetzt in mir hatte, war das Nichtwahrhabenwollen nicht mehr so leicht. Ich konnte mir nicht länger vormachen, dass ich die Erwachsenen nicht in mein Leben gelassen hatte und die, die halfen, mein Baby zu töten. Es zu verleugnen, hätte das Kind verleugnet, dass ich erst vier Wochen vorher mit meinen eigenen Augen gesehen hatte. Gefühle sind wundervoll, Fakten sind dauerhaft.
Während ich mich in meiner Abwärtsspirale befand, nahm ich Kontakt zu einer Frau auf, die ich eine Zeit lang belästigt hatte: Abby Johnson. Sie bat mir an, mich anzurufen, und verbrachte zwei Stunden damit, mir ihre Geschichte zu erzählen und half mir zu erkennen, dass es Vergebung gab und sich jeder Mensch ändern kann. Diese Frau rettete mein Leben und mit der Hilfe und Unterstützung meines Mannes begann ich zu recherchieren. Noch nie zuvor hatte ich Informationen derart aufgesaugt, ich hatte es auch nicht gewollt. Die Lügen, die mir über Jahre erzählt worden waren, fielen in sich zusammen, obwohl ein großer Teil meiner Wut blieb. Diese Mal, weil ich mich verraten fühlte. Der Heilungsprozess dauerte Jahre, in denen ich meine Geschichte erzählte und teilte, und meinem Sohn Tucker (den ich an die Abtreibung verloren hatte) die einzige Stimme gab, die ich ihm geben konnte. Um ihn und meine geborenen Kinder auf die für mich bestmöglich Art und Weise würdigen zu können. Seit diesem aufrüttelnden Ultraschall ist fast ein Jahrzehnt vergangen, und ich könnte mir nichts Schöneres für mein Leben vorstellen, als das, was ich jetzt tue. Eine Frau und Mutter zu sein und eine Stimme für so viele. Die Chance, andere vor meinem Schicksal und den Narben zu bewahren und nie mehr schwach zu sein. Ich habe meine Grundlage gefunden, und obwohl so viele versucht haben, sie mir zu nehmen, habe ich auch meine Stimme gefunden.
– Albany